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Innovative Konzepte und Szenarien aus dem Lehrlabor

Praktische Feldforschung in der Klassischen Archäologie

Um die Selbstständigkeit und das Eigeninteresse der Studierenden zu fördern, wurden im Projekt “Experimental Archaeology” nach dem Prinzip des Mentoring und Co-Teaching fragestellungsorientierte Handhabungen der Feldforschungsgeräte eingeübt. Das Highlight war die simulierte „Arbeit im Feld“ auf einer Fieldschool in Xanten.

Metadaten

  • Lehrende: Seifert, Martina, Babucic, Nikola
  • CC-Lizenz: CC-BY (Bearbeitung erlaubt unter Namensnennung)
  • Zitiervorschlag:
    Seifert, Martina/Babucic, Nikola (2020): Praktische Feldforschung in der Klassischen Archäologie. Hamburg: StoryPool. URL:

Maßnahme

Das Projektteam und die Studierenden entschieden sich nach einer Kick-off-Veranstaltung und zwei Seminarsitzungen für eine Konzentrierung der Feldforschungsarbeiten auf den Bereich der geophysikalischen Prospektion. Die Studierenden sahen hierin eine gute Möglichkeit, sich zielgerichtet auf eine zukünftige Mitarbeit in einem der laufenden Projekte der Klassischen Archäologie vorzubereiten. Als außeruniversitärer Lernort wurde die römische Siedlung Colonia Ulpia Traiana (Archäologischer Park Xanten) in Nordrhein-Westfalen ausgewählt.

Folgende Projektphasen wurden durchlaufen:
1. Theoretische Einführung
2. Entwicklung von Fragestellungen und Projektideen
3. Praktische Arbeiten und Workflows
4. Analyse, Auswertung und Interpretation
5. Ergebnispräsentation (z.B. Booklet, Plakatausstellung, Skripte etc.)
6. Evaluation.

Während der fachlichen Vorbereitung im Rahmen der ersten Lehrveranstaltung an der Universität Hamburg wurden zunächst die Grundlagen für die Arbeiten im Feld geschaffen: Hierzu zählten, neben der thematischen Aufbereitung der Sachinhalte, der Erwerb der theoretischen Kenntnisse über die Geräteanwendungen und die erste Festlegung eines Workflows für die praktischen Arbeiten im Feld. Die Projektgruppe erstellte zusammen mit dem Projektteam Manuals für die Gerätehandhabung in deutscher und englischer Sprache, die während der Fieldschool im Juni 2017 in der CUT zum Einsatz kamen. Im Verlauf der Fieldschool wurde die Handhabung von Vermessungsgeräten, Geomagnetik, Georadar und Fotoausrüstung für die Aufnahme von Feldforschungsdaten erlernt. Die Analyse und Auswertung der digitalen Daten erfolgte in einem anschließenden Schritt in der Universität Hamburg. Die Studierenden bekamen die Gelegenheit, die von der Klassischen Archäologie genutzten Datenbanken kennenzulernen und selbst an der Kartierung der Daten in einem Geo-Informationssystem mitzuwirken.

Verbindung zum klassischen Lehrformat:

  • Vorlesung
  • Seminar
  • Übung
  • Projekt
  • Praktikum
  • Prüfung
  • Selbststudium
  • Vorkurs
  • Sonstiges

Mit dieser Maßnahme werden primär gefördert:

  • Rezeptive Aktivitäten (Lesen, Anschauen, Zuhören)
  • Übende Aktivitäten (Ausprobieren, Routinebildung etc.)
  • Produktive Aktivitäten (Schaffung eigener Inhalte)
  • Organisatorische Aktivitäten (Koordination, Vernetzung etc.)

Rolle von digitalen Medien:

  • Keine nennenswerte Rolle (bspw. primär Präsenzlehre)
  • Eine gewisse bzw. mäßige Rolle (bspw. hybrides Lehrformat)
  • Eine zentrale Rolle (bspw. Online-Lehre)

Beziehung zur Forschung:

  • Forschung fließt als Inhalt ein (Studierende können sich zu Ergebnissen und/oder Prozessen des Forschens kundig machen)
  • Forschung ist das Ziel der Lehrmaßnahme (Studierende üben das Hand- und Denkwerkzeug für eigene Forschungsaktivitäten ein)
  • Forschung ist der Modus der Lehrmaßnahme (Studierende werden selbst forschend tätig)
  • Die Lehrmaßnahme dient dazu, die Voraussetzung für forschungsnahes Lernen zu schaffen.
  • Sonstige
  • Keine

Verortung im didaktischen Dreieck:

  • Inhalte für die Studierenden auswählen, anordnen, darstellen, erklären, (digital) aufbereiten, interaktiv machen etc.
  • Studierende methodisch darin unterstützen, sich Inhalte (allein oder in der Gruppe) anzueignen, zu verstehen, anzuwenden, weiterzuentwickeln, selbst zu generieren etc.
  • Als Lehrende*r mit den Studierenden in Kontakt kommen und in Interaktion treten (Feedback, Kommunikation etc.)
  • Die Lehrorganisation verändern, die für die Beziehung zwischen Inhalten, Studierenden und mir als Lehrende*r von Bedeutung ist

Grund

Der Umgang mit technischen Geräten zur Datengewinnung und die damit verbundenen Workflows und Analysemethoden bilden eine Grundvoraussetzung für die Durchführung von Feldforschungsprojekten, werden aber insbesondere in Deutschland selten über universitäre Lehre vermittelt.
Die intrinsische Motivation von Studierenden und die zielgerichtete Anleitung für ein projektorientiertes forschendes Lernen sind wichtige Schlüssel zum Erfolg einer guten akademischen Lehre. Bisher erfolgte in der Klassischen Archäologie das fächer- und studiengangübergreifende Lernen eher unstrukturiert, da die meisten Lehrveranstaltungen weitgehend Input-orientiert sind und dem punktuellen Erwerb von Leistungs- bzw. Prüfungsnachweisen dienen.

Grund für die Entwicklung:

  • Akutes Defizit bzw. akuter Konflikt
  • Bestehendes bzw. strukturelles Problem
  • Vorweggenommene Herausforderung
  • Persönliches professionelles Anliegen
  • Impuls aus meinem Umfeld
  • Sonstiges

Kontext

Die im Rahmen dieses Projekts entwickelten Lehrveranstaltungen waren Teil des curricularen Studienangebots des Fachs Klassische Archäologie im Fachbereich Kulturwissenschaften und richtete sich an fortgeschrittene Bachelor- sowie Masterstudierende.
Die Teilnehmerzahl war auf 15 Studierende begrenzt, bedingt durch die praktikable Gruppengröße für eine sachgerechte Handhabung der Geräte und durch die Finanzierung des externen Feldforschungsaufenthalts in Xanten.

Diese Maßnahme wurde mit Mitteln des BMBF unter dem Förderkennzeichen 01PL17033 im Rahmen des Lehrlabors (Universitätskolleg, Universität Hamburg) entwickelt.

Projekttitel: "Experimental Archaeology. Don’t be afraid of using mind and body"
Förderzeitraum: 01.04.2017–31.03.2018

Meine Maßnahme ist entstanden und hat sich bewährt an einer:

  • Universität
  • Fachhochschule
  • Dualen Hochschule
  • Pädagogischen Hochschule
  • Sonstiges

Meine Maßnahme ist in folgender Disziplin (oder mehreren) zu verorten:

  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften
  • Ingenieurwissenschaften
  • Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
  • Geisteswissenschaften
  • Lehrerbildung
  • Rechtswissenschaften
  • Kunst, Design-Wissenschaften
  • Medizin (inkl. Gesundheitswissenschaften)
  • Interdisziplinäre Bereiche
  • Sonstiges

Primäre Zielgruppe meiner Maßnahme:

  • Studieninteressierte
  • Studienanfänger*innen
  • Fortgeschrittene Studierende im Bachelor (oder 1. Studienabschnitt)
  • Studierende am Ende des Bachelorstudiums (oder 1. Studienabschnitts)
  • Studierende im Masterstudium (oder 2. Studienabschnitt)
  • Doktoranden oder Postdocs

Kräfte

Der Praxisanteil in der Lehre ist im Archäologiestudium wegen des hohen Zeit- und Kostenaufwands in der Regel sehr beschränkt.
Die Hamburger Klassische Archäologie verfügt über einen Forschungsschwerpunkt in der praktischen Feldarchäologie und macht mit diesem Projekt ihre hervorragende technische Ausstattung für die Lehre verstärkt nutzbar.

Widersprüchliche Anforderungen, die bei der Maßnahme eine Rolle spielen:

  • Selbst- und Fremdorganisation
  • Lernen durch Zuhören/Lesen/Zusehen und Lernen durch eigenes Tun
  • Analoge und digitale Erfahrungswelten
  • Individuelles und soziales Lernen
  • Fachliche und überfachliche Kompetenzentwicklung
  • Exemplarische und vollständige Lerninhalte
  • Fachsystematische und lernsystematische Vorgehensweisen
  • Sonstige
  • Keine

Wirkungen

Den Studierenden wird ausreichend Zeit und Raum für Originalität und Kreativität bei der Erprobung von vorhandenen Fähigkeiten und Kompetenzen eröffnet.
Sie erwerben Wissen in Theorie und Methode der Feldforschung und der Digital Humanities und werden im Rahmen des forschenden Lernens zu einem kritischen Umgang mit Fachinhalten und selbstständiger Ideenbildung angeregt.
Die englischsprachige Ausrichtung des Seminars trägt zudem zur individuellen Stärkung der Wissenschaftssprache Englisch bei.
Durch das Co-Teaching und Mentoring hatten Studierende deutlich weniger Berührungsängste im Umgang mit den teuren Geräten als in üblichen Lehrveranstaltungen und es entstand eine aktive Frage- und Diskussionskultur.
Das Feedback der Studierenden über das vom Lehrlabor geförderte Projekt war durchweg positiv. Die Bezuschussung der Fieldschool in der CUT über das Lehrbudget des Fachs ermöglichte allen Teilnehmenden den einwöchigen Aufenthalt in Xanten. Die intensive Betreuung wurde als vorteilhaft angesehen und die angebotenen Sprechstunden und Arbeitstreffen regelmäßig von der Mehrzahl der Teilnehmenden besucht. Der gemeinsame Feldforschungsaufenthalt trug nach dem Verständnis der Hamburger und der ERASMUS-Studierenden zum engeren Zusammenhalt und internationalen Austausch bei.

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